Märkte und Meinungen

Quelle: Neue Zürcher Zeitung

Aktive Anleger statt aktive Manager

Wer etwas verkaufen will, der muss trennen zwischen Selbstkritik und Selbstzweifeln. Das gilt auch in der Finanzbranche, bei Vermögensverwaltern und Fondsmanagern. Kritik ist erlaubt, Zweifel nicht. Und so ist auf Branchenanlässen durchaus zu hören, man habe vor der Finanzkrise Fehler gemacht und den Kunden zu viel versprochen. «Zu viel», das heisse «schnelles Geld», zu viel Rendite bei vermeintlich geringem Risiko. Man dürfe nicht versprechen, was man nicht halten könne, tönte es letztens bei einer Privatbank.

So weit die Vergangenheit. Unerwartet waren die Schlüsse für die Zukunft, welche die Privatbanker zogen: Aktivem Management, also der aktiven (und natürlich nicht umsonst erhältlichen) Auswahl von Wertpapieren durch einen Vermögensverwalter oder Fondsmanager, komme in dem gegenwärtig schwierigen Marktumfeld eine umso grössere Rolle zu. Wo Aktien und Anleihen grosso modo nicht mehr viel abwürfen, brauche es Experten, welche die rar gestreuten Perlen herauspickten, so der Tenor. Dem ist nicht zuzustimmen. Da es nur wenigen Verwaltern und Managern gelingt, eine bessere Performance zu erzielen als der jeweilige Marktdurchschnitt, wären Investoren schlecht beraten, ihre günstigen, passiven Anlageinstrumente wie indexbasierte Exchange Traded Funds (ETF) gegen teure, aktiv gemanagte Fonds zu tauschen. Was es braucht, sind nicht mehr aktive Manager, sondern mehr aktive Anleger. Soll heissen: mehr Aufmerksamkeit bei der Auswahl der ETF bzw. der Indizes.

Was ein Index-Name verspricht, ist nämlich nicht immer das, was Anleger erwarten dürften. So wissen wohl die meisten Schweizer Aktienbesitzer, dass der Swiss-Market-Index (SMI), der weitherum als Benchmark gilt, keine Dividenden erfasst. Ein ETF-Investor sollte daher ein Produkt kaufen, das auf dem Swiss-Performance-Index (SPI) basiert. Aber wie vielen Anlegern ist bewusst, dass der MSCI-World-Index sich zu mehr als 50% auf US-Aktien stützt? Oder dass der Rohwaren-Benchmark S&P-GSCI-Commodity-Index zu 70% auf Energieträgern basiert, der Konkurrenz-Index von Dow Jones-UBS dagegen nur zu 34%? Anhand der Sektor- und Länderallokation und nicht anhand des Namens oder der Bekanntheit sollte ein Anleger entscheiden, ob ein Index in sein persönliches Portfolio passt. Nur weil der ETF passiv ist, müssen es nicht die Investoren sein.