Indexiert anlegen – eine gute Idee trotz negativen Schlagzeilen

Quelle: Neue Zürcher Zeitung

Indexprodukte sind transparent und günstig. Privatanleger sollten aber statt auf Exchange-Traded Funds vermehrt auf Indexfonds setzen. Von Charlotte Jacquemart

Was Burton Malkiel für die USA, ist Alex Hinder für die Schweiz: Malkiel hat als Gründer von Vanguard das indexierte Anlegen für Privatanleger erfunden (siehe Box). Hinder nimmt in der Schweiz insofern eine Pionierrolle ein, als kein anderer Vermögensverwalter so konsequent vorgeht wie er: Hinder Asset Management legt das Geld der Kunden strikt indexiert an.

Indexfonds und Indexaktien sind kostengünstige Vehikel. Gleichzeitig ist man damit immer so gut wie der Markt. Die Einsicht, dass Privatanleger mit Indexprodukten weitaus am besten fahren, hat Hinder schon als Anlagechef bei Vontobel und der Bank Leu in den neunziger Jahren gewonnen: «Ich habe selber erlebt, wie viel Mühe die Fondsmanager jeweils hatten, mit aktiver Aktienselektion die Benchmarks zu schlagen.» Indexprodukte gehörten zu den besten Innovationen der letzten 30 Jahre: «Sie sind günstig, transparent und man muss sich nicht mit Fondsmanagern rumschlagen, die meist schlechter als der Markt abschneiden.»

Das Motto lautet: buy and hold

Dass Indexanlagen nach dem unautorisierten Handel des UBS-Traders trotzdem am Pranger stehen, ist für Hinder typisch: Einmal mehr schafften es die Investmentbanker, eine gute Idee in Misskredit zu bringen. «Synthetisch gebaute, auf Swaps basierende ETF, gegen die sich die Kritik wendet, sind eine Erfindung des Investmentbanking», sagt er. Die Kritik an diesen synthetischen Vehikeln sei teilweise gerechtfertigt, da bei diesen Fonds ein gewisses Gegenparteirisiko bestehe. Zudem können bei synthetischen ETF Sicherheiten hinterlegt sein, die nichts mit den Titeln des gekauften Index zu tun haben. So waren im ETF der Deutschen Bank dbx-trackers MSCI World Ende 2010 mehr als 70% japanische Aktien hinterlegt. Prompt gab es nach Fukushima Probleme.

Ein Systemrisiko stellt indexiertes Anlegen laut Hinder trotzdem nicht dar, da nur ein kleiner Teil aller Indexanlagen synthetisch gebaut wird. «Das grosse Volumen steckt in den voll abgebildeten Indexprodukten und in den indexierten Mandaten von institutionellen Anlegern. Das bedeutet: Die Aktien sind auch wirklich im Besitz des Investors.» Indexiert anlegen bedeutet letztlich buy and hold. Viele Pensionskassen legen heute den Löwenanteil ihres Kapitals indexiert an, so die grösste Kasse des Landes, die Publica. Keine Kasse verwaltet das Geld der Versicherten notabene so günstig wie sie.

Wollen Privatanleger indexiert in exotische Ideen oder Märkte investieren, kommen sie allerdings nicht um synthetisch replizierte ETF herum. Denn in Ländern wie Indien oder Brasilien, in denen beim Kauf von Aktien oder Anleihen hohe Steuern anfallen, ist nur eine synthetische Replizierung kostengünstig möglich. Auch ETF auf Rohstoffe sind – mit Ausnahme der Edelmetalle – synthetisch gebaut.

Stark auf synthetische ETF setzen die Deutsche Bank und Lyxor, die Index-Tochter der Société Générale. Letztere nimmt die Kritik ernst, hält sie gleichzeitig aber für überzogen. Für die Banken sind Swap-basierte ETF lukrativ: Sie verdienen zusätzlich an den Swaps, und der Kauf von Einzeltiteln entfällt. Die Kunden haben davon meist nichts: Gemäss Index-Profi Hinder ist die langfristige Performance der Swap-basierten Produkte oft schlechter als jene von ETF, die den Index voll abbilden. Wer als Anleger genau wissen will, was in seinem ETF steckt, findet dies mit Hilfe von Internet-Plattformen heraus (www.etfexplorer.com und www.etfinfo.com). Die Finanzmarktaufsicht Finma will ebenfalls für mehr Transparenz sorgen. Wer indexiert anlegen will, sollte vorab einen Grundsatzentscheid treffen: nämlich ob man einen ETF oder nicht besser einen Indexfonds kaufen will. Indexfonds gibt es viel länger als börsengehandelte Indexaktien. Wer kein Trader ist und sein Kapital längerfristig anlegt, ist mit Indexfonds meist besser bedient. Auch Banken besinnen sich vermehrt auf die Ursprünge des indexierten Anlegens zurück und legen neue Indexfonds auf: So hat die ZKB im Januar eine ganze Palette emittiert, Raiffeisen folgte mit Pictet kurz darauf.

Kurse in Bewegung

Indexfonds sind nicht nur oft kostengünstiger als ETF: Sie sind immer voll repliziert. Anleger kaufen sie zum inneren Wert bei Börsenschluss. Bei ETF, die an der Börse gehandelt werden, gibt es über den Tag Abweichungen davon, weil die Kurse ständig in Bewegung sind, vor allem in volatilen Zeiten wie heute. Die Abweichung kann beachtlich sein. «Wer einen ETF an der Börse kauft, sollte den aktuellen, inneren Wert kennen, damit er nicht über den Tisch gezogen wird», rät Hinder.