Exchange-Traded-Label sorgt für Verwirrung

Quelle: Neue Zürcher Zeitung

Namenwirrwarr in der Anlagefondsbranche

In der Anlagefondsbranche wächst derzeit der Ärger über einen Namenwirrwarr. Dieser entzündet sich an der Bezeichnung «Exchange-Traded», die bei Finanzprodukten schwer in Mode ist. Auslöser ist der Boom der Exchange-Traded Funds (ETF), kotierter Indexfonds, die als günstig und transparent gelten. Weil das Image der strukturierten Produkte weniger gut ist, haben deren Emittenten sich das neue Label zunutze gemacht und vermarkten Anlageinstrumente neuerdings gerne als Exchange-Traded Products (ETP). Dass sie beim Marketing Begriffe wie «Derivat» oder «strukturiertes Produkt» vermeiden, ist kein Wunder. Schliesslich fällt vielen Schweizer Anlegern zu den derivativen Finanzinstrumenten zunächst einmal der Kollaps der amerikanischen Bank Lehman Brothers im Jahr 2008 ein, mit deren Garantiezertifikaten sie viel Geld verloren haben.

An der Börse SIX Swiss Exchange gibt es mittlerweile ein eigenes Segment für solche ETP. Diese teilen sich ihrerseits in Exchange-Traded Commodities (ETC) und Exchange-Traded Notes (ETN) auf. Obwohl die Bezeichnungen sehr ähnlich klingen wie ETF, handelt es sich hierbei keineswegs um Anlagefonds. ETP sind Schuldverschreibungen, und die einzigen Unterschiede zu «reinen» strukturierten Produkten bestehen darin, dass sie besichert sind und dass mehrere Banken im Handel für Liquidität sorgen.

Vertretern der Anlagefondsbranche stösst indessen auf, dass das Label «Exchange-Traded», das ursprünglich den ETF vorbehalten war, nun geradezu inflationär benutzt wird. Anlagefonds und strukturierte Produkte stehen im Wettbewerb um die Anlegergunst, und besonders die Fonds beharren auf den Unterschieden der Kategorien. Schliesslich sind Fonds im Gegensatz zu «Strukis» Sondervermögen. Die Gelder der Investoren werden also im Fall eines Kollapses des Anbieters von der Konkursmasse getrennt. Zudem sind Fonds deutlich stärker reguliert als die ETP, die nicht von der Finanzmarktbehörde Finma beaufsichtigt werden. So dauert die Zulassung eines Fonds bei der Finma oft seine Zeit, während strukturierte Produkte sehr schnell aufgelegt werden. Die SIX scheint die auch von ihrem ETP-Segment gestiftete Verwirrung bereitwillig in Kauf zu nehmen. Weil sie Mitbetreiberin der Strukturierte-Produkte-Börse Scoach ist, besteht bei ihr naturgemäss eine gewisse Nähe zu den «Struki»-Emittenten.