Braucht es überhaupt noch Fondsmanager?

Quelle: Neue Zürcher Zeitung

Was ist der Nutzen von Fondsmanagern?

Krim Delko – Die Stimmung in der Zunft ist derzeit nicht sehr gut. Und das trotz Jahren mit starken Renditen an den Aktien- und Bondmärkten. Wer sein Geld vor fünf Jahren im S&P-500-Index angelegt hat, kann sich heute über einen Gewinn von rund 100% freuen. Mit anderen Worten also, wer im Jahr 2009 in Rente ging und 1 Mio. $ im S&P-500-Index angelegt hat, steht heute mit einem Vermögen von rund 2 Mio. $ da.

Es gibt nicht viele Fondsmanager, die diese Performance überboten haben. Dazu kommt, dass man einem Fondsmanager je nach Fonds auch Gebühren zahlen muss, was mit den Jahren teuer zu stehen kommen kann. Als Alternative bietet sich daher ein sogenannter Exchange-Traded Fund (ETF) an, der die Performance des Indexes spiegelt. Mit solchen Instrumenten kann ein Anleger für einen Bruchteil der Kosten eines herkömmlichen Anlagefonds an der Wertsteigerung des Aktienmarktes teilhaben. Insofern stellt sich also die Frage, warum man überhaupt noch in Anlagefonds investieren soll, wenn einfache Instrumente wie Index-ETF eine billigere Alternative bieten, die dazu noch oft bessere Resultate liefern.

Die Existenzkrise ist besonders ausgeprägt bei Hedge-Funds-Managern. Diese haben einerseits mit hohen Kosten zu kämpfen, die ihr Geschäftsmodell traditionell mit sich bringt. Deshalb müssen sie auch hohe Gebühren verlangen, die im gegenwärtigen Umfeld schwer vertretbar sind. Anderseits herrscht unter Anlegern auch die Meinung vor, dass grosse Turbulenzen kaum mehr möglich sind, weil die Notenbanken solche sowieso verhindern würden.

Das Risiko von abrupten Preisbewegungen, hoher Volatilität oder gar eines Crashs ist in den letzten Jahren in den Augen vieler Anleger stark gesunken. Das ist laut Analytikern hauptsächlich auf die ständigen Interventionen der Notenbanken zurückzuführen. Ob in den Vereinigten Staaten, Europa oder Asien, das Skript der Notenbanker ist mittlerweile weltweit sehr ähnlich. Sie haben sich zum Ziel gesetzt (im Namen einer stabilen Konjunktur), starke Preisschwankungen an den Märkten zu verhindern. Das zeigt sich am Devisenmarkt ebenso wie am Bondmarkt und in gewissen Fällen sogar am Aktienmarkt.

In einem solchen Umfeld haben es Hedge-Funds freilich schwer, zumal ihr Alltag genau darin besteht, solche Preisschwankungen zu orten und davon zu profitieren. Hedge-Funds sind dann von Nutzen, wenn die Anleger Angst haben, auf eigene Faust in den Markt zu investieren. Als Folge davon fällt ihr Wert, wenn die Anleger keine Bedenken mehr haben. Heute haben die Anleger im Vergleich zu früheren Zeiten sehr wenig Angst.

Es ist daher verständlich, dass viele Hedge-Funds-Manager sich vermehrt dem Golfspielen oder dem Weinbau in Kalifornien widmen. Vielleicht steht die Finanzwelt tatsächlich vor einer Periode mit stetigen Renditen ohne viel Auf und Ab. Vielleicht haben die Notenbanker nach über einem Jahrhundert tatsächlich endlich herausgefunden, wie sie die Wirtschaft steuern können. Turbulenzen werden immer seltener, und die Welt funktioniert genau so, wie es die Politiker und Bürokraten haben möchten.

In einer solchen Welt braucht es tatsächlich keine Fondsmanager und erst recht keine Hedge-Funds mehr. Zyniker behaupten aber, dass alleine die Diskussion über den Nutzen solcher Anlagestrategien ein Warnsignal sein sollte. Wenn sich die Anleger so sicher fühlen, dann ist damit zu rechnen, dass es bald wieder knallen wird am Markt. Das ist zumindest früher so gewesen. Doch vielleicht ist es diesmal anders.