Immense Nachfrage nach Gold-ETF

Quelle: Neue Zürcher Zeitung

Börsenkotierte Anlagefonds brechen Rekorde

Börsenkotierte Fonds schlagen derzeit andere Anlagen an Beliebtheit. Unter den Anbietern ist allerdings mit einer Konsolidierung zu rechnen.

vkö. · Exchange-Traded Funds (ETF) sorgen für immer mehr Wirbel im Geldanlagebereich. Gerade 16 Jahre ist es her, dass die ersten der börsengehandelten Anlagefonds auf den Markt kamen – in Europa nur 9 Jahre -, da beläuft sich der weltweite Wert der Index-Produkte laut Barclays Global Investments (BGI) bereits auf 891 Mrd. $. In den letzten zwölf Monaten hat das Volumen in ETF um mehr als 25% zugenommen; das Vermögen im MSCI-Weltindex ist im gleichen Zeitraum nur um 18% gewachsen. Die Anzahl der Produkte und Anbieter nimmt ebenso sprunghaft zu wie das investierte Vermögen. Für Aufsehen sorgen derzeit vor allem Gold-ETF. Die Credit Suisse lancierte am Dienstag gleich drei neue der Gold-Fonds, um neben Julius Bär und der Zürcher Kantonalbank (ZKB) ebenfalls ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Allerdings kommt angesichts der besser werdenden Konjunkturindikatoren langsam die Frage auf, ob es sich dabei um einen Hype handelt.

Privatinvestoren ziehen nach

Die Vorteile der ETF liegen auf der Hand. Die Fonds bilden einen Index passiv nach und haben daher geringe Gebühren. Einige ETF an der Schweizer Börse kommen auf Kosten von weniger von 0,2% pro Jahr, eigentlich alle auf weniger als 1%. Sie machen es möglich, mit geringen Volumen in ein breit diversifiziertes Portfolio zu investieren. Ausserdem sind sie anders als herkömmliche Anlagefonds durch die Börsenkotierung den ganzen Tag über zum aktuellen Preis einseh- und handelbar. Die Passivität stellt keinen Nachteil dar, da Manager aktiver Fonds es zumeist nicht schaffen, ihren Vergleichsindex zu schlagen.

Nach den institutionellen Investoren werden auch private Anleger immer mehr auf die Vorteile aufmerksam. Laut Deborah Fuhr von dem ETF-Anbieter BGI kommen in den USA bereits 40% der in ETF investierten Gelder von Privatinvestoren. Für Europa sei bis 2012 ein Anstieg von 10% auf immerhin 20% zu erwarten. Mit der steigenden Nachfrage steigt auch die Anzahl der Produkte und Anbieter. 1773 ETF von 91 Anbietern an 41 Börsen waren im August auf dem Markt. In der Schweiz sind derzeit 187 ETF gelistet, noch vor drei Jahren waren es nicht einmal halb so viele. Alleine in den vergangenen drei Monaten sind 27 neue Produkte hinzugekommen. Seit 2007 gibt auch drei Short-ETF auf den DAX, den Euro-Stoxx-50 und den FTSE-100- Index, die deren Entwicklung invers abbilden und damit auf ihr Fallen setzen. Demnächst dürften auch erste Leverage-ETF auf den SMI auftauchen.

Fuhr rechnet nicht damit, dass die Beliebtheit der ETF abnimmt, wohl aber mit einer Konsolidierung bei den Anbietern. Zwar hätten auch Nischen-Fonds ihre Daseinsberechtigung, doch da Kunden Anbieter mit einem grossen Angebot präferierten, seien die ersten kleineren Anbieter bereits wieder vom Markt verschwunden. Marktbeobachter halten ETF-Anbieter nur für überlebensfähig, wenn sie ein Vermögen von mindestens 2,5 Mrd. $ verwalten.

Verschwinden könnten bald vielleicht auch die immensen Zuflüsse in Gold-ETF. In den vergangenen Monaten waren die mit physischem Gold unterlegten Edelmetall-Fonds als Schutz vor einer Hyperinflation oder einem Kollaps des Finanzsystems immens beliebt. 55,5 Mrd. $ sind laut dem World Gold Council derzeit in Gold-ETF angelegt; im Vergleich zum September 2008 ist das ein Zuwachs von mehr als 67%. Falls sich der Dollar aber wieder erholt, wird auch die Goldnotierung leiden. Einige Analytiker halten den Goldpreis momentan für überbewertet. Investitionen in Gold seien nur für Extremszenarien sinnvoll, sonst seien sie nicht geeignet, meint Matthias Weber vom Fondsdokumente-Anbieter Fundinfo.

Dollarabsicherung

An der Frage, ob der Goldpreis zu stark gestiegen ist, scheiden sich die Geister – und auch daran, ob es sinnvoll ist, weitere ETF in dem Bereich zu lancieren. Alle drei der Schweizer Anbieter sind mit einem klassischen Gold-ETF in Dollars auf dem Markt. Bei den weiteren Produkten bestehen aber Unterschiede. So sichern die in Euro und Franken kotierten Fonds von Julius Bär und der CS das Währungsrisiko ab. Ein solches entsteht, da der Goldpreis generell in Dollars festgelegt wird. Laut Marktkreisen hat der Wechselkurs bei ungesicherten Produkten wie denen der ZKB zuletzt 10% bis 15% der Goldgewinne zunichte gemacht. Ein weiterer Unterschied besteht in der Auszahlungsmethode. Zwar besteht bei allen drei Anbietern neben der Barauszahlung die Option auf eine Auszahlung in Gold, bei der ZKB und Julius Bär aber ab 12,5 kg Gold und bei der Credit Suisse ab einem Gegenwert von 200 000 $, was derzeit ungefähr 6 kg entspricht.