Auch Index-Fonds brauchen Beratung

Quelle: Neue Zürcher Zeitung

Geldspiegel

Zum zwölften Mal findet Anfang Februar die Schweizer Fondsmesse statt. Der erste Messe tag am 3. Februar ist den Profis vorbehalten. Für das Publikum sind die Türen im Zürcher Kongresshaus am 4. und 5. Februar geöffnet. Die Zahl der Aussteller ist mit rund 90 etwa gleich. «Eine grössere Rolle werden diesmal die sogenannten Exchange Traded Funds (ETF) spielen», sagt Rolf Maurer vom Veranstalter.

Es hat gedauert, bis die Anbieter an der hiesigen Fondsmesse auf die steigende Nachfrage nach Index-Produkten reagieren. Dabei ist der Siegeszug der ETF nicht mehr aufzuhalten. Das weltweit mit Indexfonds verwaltete Vermögen hat Ende Dezember gemäss einer Schätzung von Black Rock, dem weltweit grössten Asset-Manager, mit 1032 Mrd. $ einen Höchststand erreicht. Die ETF-Vermögen stiegen im letzten Jahr um nicht weniger als 45,1%. Zum Vergleich: Der Welt-Aktienindex hat «nur» 27% zugelegt.

In Europa gehört die Credit Suisse zu den fünf grössten ETFAnbietern. An der Schweizer Börse sind bereits 312 ETF kotiert. Stark im Vormarsch sind Gold-Indexfonds. Das Volumen erreicht bereits 8,9 Mrd. Fr. Platzhirsch ist hier die Zürcher Kantonalbank mit einem Marktanteil von 60%, vor Julius Bär mit knapp 25%.

Die Vorteile von Index-Fonds sind eminent: tiefe Kosten, gute Handelbarkeit, breite Diversifikation, Transparenz, kein Emittenten- und kein Manager-Risiko. Dazu kommt, dass nur wenige aktiv gemanagte Fonds ihre Messlatte nachhaltig übertreffen. Die Anbieter sehen das natürlich anders. So sagte Alan Brown, Chefstratege von Schroders, unlängst in unserem Invest-Teil: «Viele unserer aktiven Fonds und auch die anderer Häuser haben in den letzten drei Jahren besser abgeschnitten als ETF.»

Das stimmt. Doch eine kürzlich aufdatierte umfassende Studie der seit über 20 Jahren Fonds-Research betreibenden USProfessoren Eugene Fama (Chicago) und Kenneth Frank (Dartmouth) zeigt, dass längerfristig nur ganz, ganz wenige aktive Fonds ihren Benchmark mehr als drei Jahre übertroffen haben.

Für normale private Anleger ohne grösseres Markt-Knowhow dürften sich Index-Fonds als Bausteine für eine langfristige Anlagestrategie durchsetzen. Allerdings stehen die Anleger vor zwei veritablen Problemen: Erstens wollen immer mehr Anbieter vom ETF-Boom profitieren. Die Indexfonds-Palette zählte weltweit Ende 2009 bereits 1939 Produkte von 109 Anbietern – Tendenz stark steigend. Es ist für Anleger schwierig, sich in diesem ETF-Dschungel zurechtzufinden.

Zweitens weisen Studien darauf hin, dass Exchange Traded Funds, die sich an einem üblichen, die Marktkapitalisierung abbildenden Index orientieren, nicht in jedem Fall das Gelbe vom Ei sind. Nicht nur in der Schweiz haben zum Beispiel einzelne Grossunternehmen ein zu grosses Börsen-Gewicht. Man sucht nun weltweit nach neuen, effizienteren Indizes. Anleger kommen bei Index-Fonds je länger, desto weniger um eine Beratung herum. Die Branche ist gefordert.